Ich – Andy, der Autor dieser Zeilen und Gastschreiberling auf diesem Blog – hatte schon lange vor, Trail-Tour auf dem Spessartweg 1 nach Gemünden mit dem Mountainbike zu fahren. Zu oft haben sich die markante Wegbeschilderung und meine Feierabendtouren auf den Pfaden im Spessart gekreuzt.
Offiziell lauten die Fakten: 62,5 km / 1.671 Hm von Aschaffenburg bis Gemünden.
Inhaltsverzeichnis
Los gehts – vor der Haustür!
Wir wählten allerdings einen Bypass ab Bessenbach nach Unterbessenbach, da der logistische Aufwand bzw. die Anfahrt nach Aschaffenburg die Strecke aus unserer Sicht nicht Wert ist und ich „zufällig“ in Bessenbach wohne.
So starteten wir zu dritt halbwegs pünktlich um 10:00 Uhr und gut gelaunt bei bestem Wetter und Sonnenschein in Straßbessenbach. Die ersten ebenen Radwegkilometer taugten gut zum Warmfahren, bis wir nach gut 10 Minuten auf unseren Start des Spessartwegs 1 in Unterbessenbach (ca. 170 m) trafen. Vom Radweg über die Straße und schon bogen wir nach rechts in Wald ab und den „Gogelsgraben“ hinauf, der allen Teilnehmern der Tour von diversen Ausfahrten schon bestens bekannt war. Höchst professionell entschied man sich vor diesem zähen Anstieg stehenzubleiben und die Jacken auszuziehen bzw. die Ärmel abzuzippen.
Nach der Schranke folgten wir der Beschilderung und trafen oberhalb von Waldaschaff auf einen schönen Trail, wo Spessartweg 1 & 2 bis zur Brandberghütte (Schutzhütte ca. 390 m) sich den Weg teilen. Ab dort trennt sich wieder die Routenführung. Der Spessartweg 2 macht Tiefenmeter zum Kreuzgrund bei Laufach – wir machen Höhenmeter in Richtung Kreuzberg (ca. 460 m) auf einer (bei uns sehr ungeliebten) grob geschotterten Forststraße. Doch oben angekommen biegt man nach ca. 800 m auf das erste von vielen Trail-Highlights in Richtung Rothenbuch ab. Ab hier hat man auf den nächsten 6 km recht wenig Schotterkontakt und man folgt erst relativ eben bis zu einer weiteren Schutzhütte auf ca. 450 m. Danach ein kurzer Anstieg zur Eselshöhe (hier kreuzt man den berühmten Eselsweg) und nach Querung der Straße AB5 immer abwärts auf schönem Geläuf. Erst weitläufige Trails mit genug Baumabstand, dann stehen die Bäume etwas enger und der Trend zu breiten Lenkern kann zum Problem werden. Im Anschluss geht es über einen herrlichen Wiesentrail nach Rothenbuch zu einem kleinen See, der nach 18 km zur ersten kurzen Rast einlädt bevor wir sehr steil das Spessart Örtchen am gegenüberliegenden Hang Richtung „Kniebrech“ wieder verlassen. Treffender Name, da man hier auf 800 m ca. 110 Höhenmeter zurücklegen darf.
Oben angekommen haben wir kurz die Markierung des Weges verloren – da die Streckenführung recht logisch gestaltet ist, konnten wir nach wenigen Metern die Beschilderung wiederfinden und während eines kurzen Downhills zum Niklaskreuz es laufen lassen und Spaß haben.
Am Niklaskreuz überquert man nun die B26 und hält sich ab sofort nördlich von dieser, stetig bergauf zum höchsten Punkt der Tour: dem Hengstkopf mit offiziell 506 m. Ab dort muss es ja rollen und das tat es auch bis zum Bischborner Hof weiter Richtung Rechtenbach. Doch der Weg zweigte unvermittelt nach links ab, was auf der Schotterstraße fast zu Auffahrunfällen der Reisegruppe führte, da die Bremsen einem, für den ein oder anderen überraschenden, Funktionstest unterzogen wurden. An solchen Stellen merkt man halt, dass es ein Wanderweg ist und bei der Beschilderung nicht mit 40 km/h schneller MTBlern gerechnet wurde. Also Kommando zurück und ein paar Meter bergauf gestrampelt: und was soll man sagen… Es hat sich gelohnt!
Einer der besten Trails im Spessart
Ein schöner Singletrail schlängelt sich durch den Wald und verlangt auf Grund von Wurzel und größeren Steinen auch ein wenig Fahrtechnik – aber immer noch weit weg von anspruchsvoll.
Das ändert sich dann wenige Kilometer später – der Autor dieser Zeilen kennt dieses Highlight aus seiner Jugend… Specialized FSR Ground Control Fully Baujahr 1998… Heute mit dem 29er Hardtail aber nicht mit weniger Spaß: Der wunderbare Trail nach Lohr mit ca. 5 km Länge und -300 hm sorgt bei Ankunft in Lohr (190 m) für drei grinsende Gesichter und Heldengeschichten von Beinahe-Stürzen.
So muss das sein: modernes Jägerlatein!
In der Innenstadt in Lohr angekommen veranstalteten wir ungewollt eine kleine Sternfahrt, da uns in der Zivilisation irgendwie die Beschilderung abhandengekommen ist. Hier mussten wir dann tatsächlich kurz auf unseren Handys nach dem korrekten Weg suchen und waren aber recht zügig wieder „back on track“.
Über die Tragepassage die alte Mainbrücke hoch und wieder runter, hüllen wir den Mantel des Schweigens – eine Erinnerung, die man gerne ausblendet. Beim Gedanken an E-Bike Fahrer, die diesen Weg bestreiten möchten, aber dann doch ein diabolisches Grinsen beim Autor auslöst.
Wir fahren durch den Ortsteil Sendelbach ins Naturschutzgebiet Romberg (ca. 230 m) und genießen dort auf einer Bank den herrlichen Ausblick auf den Main und die Spessartwälder und verdrücken die ersten Bissen unserer Rucksackverpflegung.
Weiter zu Wallfahrtsort und Ruinen
Weiter gings dann stetig bergauf auf dem Kreuzweg (ca. 320 m) und wieder abwärts Richtung des berühmten Wallfahrtsorts Mariabuchen (280 m). Oberhalb des Klosters führt ein schöner Trail parallel zur Treppe bergab.
Trotz Coronaverordnung und noch nicht geöffneter Biergärten, stellten wir erfreut fest, dass es kühles alkoholfreies Weizen „to go“ gab – was wir dann auch dankend in Anspruch nahmen, da unser Wasser schon den typischen lauwarmen faden Plastikgeschmack von Camelbak und Flasche angenommen hatten.
Wohltuende Erfrischung Blick zurück zum Kloster Mariabuchen Für Posing war noch Zeit
Nach der Erfrischung ging es weitere Treppen nach unten (wir haben geschoben – sind ja keine jungen Hüpfer mehr 😉 ) nur, um am Gegenhang die Höhenmeter wieder hoch zu strampeln. Nach einem schönen Ausblick über Kuhweiden zurück zum Kloster fährt man nach wenigen Metern wieder in den Wald. Doch hier heißt es die Augen aufhalten! Die Wegmarkierung steht ein bisschen vom Weg entfernt. Sobald man in Rettersbach (ca. 320 m) also gefühlt zurück zum Kloster fährt, ist man falsch.
Wir durchqueren das kleine Wäldchen inkl. einer rasanten Abfahrt und halten über Feldwege direkt auf eine Straße (280 m) zu, die wir im Anschluss auch queren. Mit viel Kraftaufwand quälen wir uns mit heftigem Gegenwind über einen Wiesentrail zurück in Wald, wo man mit einer kleinen aber feinen Trailabfahrt Richtung Halsbach belohnt werden. Am Friedhof in Halsbach (ca. 260 m) füllen wir nochmal unsere Trinkflaschen für die letzten Kilometer.
Wir rasen Richtung Veitenmühle (ca. 195 m) um dann den Aufstieg in Richtung Burg- und Klosterruine Schönrain (275 m) in Angriff zu nehmen. Dort angekommen waren wir mitten drin im Trouble der Sonntagsausflügler… Wenn man schon mal da ist, hat man sich auch schnell umgesehen, aber wir entschlossen uns dann doch recht zügig zur Weiterfahrt. Hier wurden am letzten Anstieg zur Schönrain-Quelle (ca. 385 m) noch einmal die Kräfte für die letzten 130 Hm mobilisiert, um im Anschluss bei ca. 400 Hm beginnend Richtung Gemünden zu segeln.
Vom Feldweg geht es 90° links weg zum „finale grande“ – eine Singletrailabfahrt, bei der man sicher sein sollte, dass seine Bremsen tadellos funktionieren: auf ca. 1,5 km stürzt man sich ca. 250 Hm ins Ziel. Die letzten Meter folgt man der Straße zum Gemündener Bahnhof, wo wir einen geeigneten Zug um wenige Minuten verpassten und die Wartezeit damit verbrachten uns mit gesundem Essen zu stärken *räusper*
Zug zurück von der Trail-Tour auf dem Spessartweg 1 – mit Bonusmaterial
So saßen wir dann ca. 50 Minuten später im nächsten Zug, der uns bis nach Heigenbrücken transportierte, um von dort die letzten 20 km zurück zum Ausgangspunkt der Tour in Angriff zu nehmen. Am Bahnhof Heigenbrücken startet auch der Spessartweg 2 – nachdem wir gesehen haben, wie die Wegführung vom Ort zu den „Hirschhörnern“ ist, haben wir (vermutlich den auch den schweren Beinen geschuldet) das Vorhaben „Spessartweg 2 befahren“ erst einmal auf unbestimmte Zeit vertagt. Wir entschlossen uns die Straße zu nehmen, da diese ein paar Extrameter bereithält, um die geforderte Höhe zu bezwingen.
Oben angekommen haben wir die Abfahrt nach Hain genossen und sind über Laufach, Hösbach Bahnhof (der sonntags von Gemünden nicht angefahren wird *grml*) wieder zurück auf den Radweg, der morgens schon in entgegengesetzte Richtung befahren wurde.
Am Ende der Tour standen ca. 77,5 km mit ca. 1550 Hm auf der Uhr, was für alle Teilnehmer dieses Jahr (bisher! 😉 ) die Mountainbike-Tageshöchstwerte darstellt.
Fazit zur Trail-Tour auf dem Spessartweg 1 nach Gemünden
Alles in allem ist der Spessartweg 1 eine wunderbare Tour, die man gerne öfter fahren kann! Es hat auf jeden Fall richtig Spaß gemacht, ab der Haustür zu starten und langsam in Gegenden vorzudringen, die man bisher eher selten bis gar nicht befahren hat.
Der Spessartweg 1 hat das Prädikat „Premiumwanderweg“ mehr als verdient. Top Beschilderung für Wanderer – die Biker sind an der ein oder anderen Stelle zu schnell unterwegs und müssen wachsam sein, die Abzweige und Pfeile richtig zu deuten. Trotz gutem Wetter und Sonntag war es außerhalb der „Hotspots“ sehr ruhig und man hatte durchaus mehrere Kilometer keinen Kontakt zu anderen Menschen.
Alles in allem sowohl für Wanderer (Mehrtagestour) als auch für Mountainbiker als Tagestour sehr zu empfehlen. Startet man ab Aschaffenburg, dann ist der Rücktransport von Gemünden mit der Bahn problemlos.
Touren in der Nähe
- Mountainbiken auf den Gerichtswald-Pfaden – Spessartbiken Tour 20
- Jossataler Höhentour Mountainbike Roundtour im hessischen Spessart
Streckenprofil und GPX-Track
Maximale Höhe: 521 m
Minimale Höhe: 151 m
Gesamtanstieg: 1421 m
Gesamtabstieg: -1441 m
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Zusammenfassung zur Trail-Tour auf dem Spessartweg 1 nach Gemünden
Ausgangspunkt: Straßbessenbach
Distanz: Ca. 55 km
Höhenmeter: Ca. 1.330 Hm
Begehung: Mitte Mai 2020, ca. 20° Celsius bei sonnigem Wetter
Dauer: Knapp 4,5 Stunden plus ein paar kleine und eine größere Pause
Technik: Mittel. Mit etwas Übung in Sachen Trails keine große Herausforderung.
Kondition: Eine gute bis sehr gute Kondition sollte vorhanden sein. Für den ungeübten Fahrer wird es heftig. Wir waren zeitweise auch mehr als gut gefordert.
Wege: Waldwege, Trails, Feldwege entlang Waldrand und Wiesen, teilweise mit etwas Schotter, auch mal Asphalt. Kurze Tragepassagen in Lohr bei der Bahntrasse.
Rundweg: Nein
Rücktransport: Je nach Fahrplan per Deutsche Bahn kein Problem. Von Aschaffenburg aus bzw dort hin zurück noch einfacher.
Ausschilderung: Sehr gut ausgeschildert