Allgäu, da sind wir wieder! Dieses Mal nur ein Kurzbesuch in Schwangau bei den Königsschlössern, um Freunde in ihrem Urlaub zu besuchen und eine Tour zu machen. Aber alles besser als ein Jahr ohne meine geliebten Allgäuer Alpen 🙂
Unsere Wahl fällt auf Österreich. Genauer gesagt das Füssener Jöchle im Tannheimer Tal, Tirol. Nach gut 30 Minuten Anfahrt erreichen wir die Gondelbahn und machen uns auf zur Bergstation.
Inhaltsverzeichnis
Füssener Jöchle Bergstation zur Großen Schlicke
Wir starten an der Bergstation und machen uns direkt auf den Weg. Sofort kommt das Allgäu-Feeling auf. Kühe begrüßen uns am Eingang zum Weg, der Blick schweift entlang des Grün zu den umgebenden Gipfeln und weit hinunter ins Tal. Man atmet irgendwie automatisch tiefer ein, will alle Eindrücke aufnehmen…
Entlang des Berpfad geht es über leichte Anstiege beständig höher. Wir durchwandern satte Wiesen an sanften Hängen. Das Wetter ist noch etwas diesig und windig, aber das rechts von uns liegende Tal mit den Gipfeln der angrenzenden Gehrenspitze. Links vor uns kommt der Gipfel der Großen Schlicke immer näher. Nach und nach wird der Pfad schmaler, der Hang etwas steiler und mehr Sträucher und kleine Bäume umgeben uns.
Die Steigungen werden mehr, zwischendrin sind auch kleinere Kraxeleien angesagt. Wir erreichen eine freie Stelle mit tollen Ausblicken auf die Landschaften um uns herum und legen eine kleine Rast ein, um etwas Kraft aufzutanken. Die Sonne kommt nun auch mehr und mehr heraus, wärmt uns und überschüttet alles mit ihren Strahlen. Es ist herrlich anzusehen.
Aufstieg zum Gipfel der Großen Schlicke
Der Aufstieg sieht für mich als Höhenangsthase erst mal relativ problemfrei aus. Es ist ein sich in Serpentinen windender Felsweg, welche größtenteils aufrecht zu meistern ist. Hin und wieder kommen auch die Hände zum Einsatz, um sich etwas mehr Halt zu verschaffen oder abzustützen. Es ist angenehm anstrengend, kleine Verschnaufpausen auf dem Weg nach oben reichen völlig. Auf gut der Hälfte des Weges nehmen wir uns eine kleine Auszeit, um etwas zu trinken. Erst jetzt dämmert mir irgendwie, dass ich ja auch irgendwie wieder vom Gipfel runter muss! Auf meine Nachfrage bekomme ich bestätigt, dass der weg Hoch auch der Weg runter ist. Spätestens jetzt schlägt die Höhenangst wieder etwas an. Aber weder mein Gejammer, mein Gemotze noch meiner Forderung umgehend bei der Bergwacht einen Helikopter anzufordern wird sinnvoll nachgegangen. Stattdessen werde ich genötigt, diesem Höllenschlund an Abstieg mitzumachen. Meiner Meinung nach ein klares „Absolut nicht machbar!“. In den Augen der anderen ein „Stell Dich nicht so an!“. Sie siegen am Ende…
Wie auch immer… Der Aufstieg. Nach der Rast geht es weiter nach oben. Nach gut 10 Minuten erreichen wir dann den Gipfel auf 2.059 Meter Höhe. Die Endorphine frohlocken bar dem vollendeten Aufstieg. Ein herrliches Panorama breitet sich vor unseren Augen aus. Das Wetter ist nahezu perfekt, die Sicht geht auf weit entfernte Gipfel und sogar bis auf die Alpseen und Schwangau mit den Königschlössern. Einfach nur wunderschön! Wir rasten und ruhen und genießen die Eindrücke, einfach nur zufrieden mit uns und dem Moment.
Abstieg zur Füssener Hütte
Der Abstieg gestaltete sich für mich dann doch machbar. Hin und wieder wurde der Hosenboden als Rutschfläche missbraucht, aber ich denke das ist in Ordnung. Entlang des Serpentinenpfades ging es bergab und nach gut fünf Minuten waren wir wieder auf dem eigentlichen Wanderweg.
Da wir reichlich spät die Tour angingen, mussten wir uns nun entscheiden, ob wir direkt den Rückweg über die vorher gelaufene Strecke angehen, oder noch hinab wandern zur im Tal liegenden Füssener Hütte. Wir einigten uns darauf dass wir noch genug Zeit haben, um in besagter Hütte einzukehren auf ein kühles Helles und eine Vesper. Meine Beinmuskulatur war ehrlich gesagt recht dankbar, dass wir dort eine Pause einlegen würden…
Der Weg führt schnurstracks über einen schmalen Steinpfad zwischen Wiese und Kiefern hinunter zur Hütte. Wir nähern uns mit jedem Schritt mehr dem Fuße der Gehringspitze. Imposant ragen die Gipfel des Massivs vor uns auf. Und bereits nach gut zehn Minuten erreichen wir die Füssener Hütte, wo wir erst mal eine Brotzeit und gescheite Getränke bestellen. Eine Wohltat endlich gescheit zu vespern 🙂
Die Entscheidung die Füssener Hütte noch zu besuchen war goldrichtig. Das Wetter schwankt um und bringt uns ein kräftiges Gebirgsgewitter mit dicken Schauern. Das wirft unsere Planung für den Rückweg komplett um. Denn die Pfade und Steine sind nun nass und glitschig und damit alles ein ganzes Stück gefährlicher. Die Stimmung fällt mit jedem Tropfen den der Himmel schickt. Wir überlegen, ob wir nicht spontan in der Hütte übernachten, um die Heimreise am nächsten Morgen anzutreten. Wir beschließen bis 19 Uhr zu warten und zu beobachten, ob das Wetter doch noch aufklart und wir einen anderen Weg über die Musauer Alm zum Parkplatz Bärenfalle nehmen können. Da meine Hoffnung auf einen erneuten Wetterumschwung eher gering sind, entscheide ich mich dafür aus der Not eine Tugend zu machen und mir den Bauch mit einer ordentlichen Portion Kässpätzle voll zu schlagen. Als würdiger Abgang wird ein weiteres Helles ausgewählt. Mit vollem Bauch und recht zufrieden mit der Gesamtsituation freue ich mich auf mein Nachtlager. Konnte ja nicht wissen, dass ab ca. 18:30 Uhr der Regen nachlässt und der Himmel wieder aufhellt. So kommt es also dazu, dass ich mit leicht erheitertem Gemüt die Kässpätzle doch noch auf rund 8,5 km Weg abtrainieren muss.
Über die Musauer Alm zum Parkplatz Bärenfalle
Wir packen unsere Sachen und beginnen den letzten Kraftakt bei leichtem Nieselregen. Ich bin es mittlerweile gewohnt, dass ich zwar einen tollen Regenponcho bei mir habe, diesen aber niemals ausprobieren kann, da immer jemand in der Gruppe keine dem Regen trotzende Kleidung bei sich trägt. Die liebe Chris macht hier keine Ausnahme. Wie immer trage ich meine Regenjacke und der Poncho geht an eine andere glückliche Person. Aber es soll für die letzte Etappe so reichen.
Der Weg ist nun breit und mit Kieselsteinen bedeckt. Trotz der Wetterumstände kommen wir auf diesem „Roßschläg“ genannten Pfad gut voran. Der Sababach begleitet uns entlang unserer Route und bietet immer wieder schöne Anblicke, wenn er sich in kleinen Strudeln und Gefällen seinen Weg sucht. Schade dass das Wetter eher zermürbend ist und die Dämmerung langsam die Vorherrschaft übernimmt. Es ist eine schöne Gegend und bietet mit Sicherheit tolle Motive für die Kamera. So nehmen wir einfach was es uns bietet hin und erfreuen uns daran, dass die Umgebung nicht so trist ist wie das Wetter. So erreichen wir ohne große Ereignisse zwischenzeitlich die einladende Musauer Alm und nach gut 8,5 km den Parkplatz Bärenfalle, von dessen Gasthaus aus wir ein Taxi an den Ausgangspunkt rufen wollen. Tja und da uns das Glück gerade so hold ist, stehen wir plötzlich vor verschlossenen Türen. Die Gaststätte ist nicht geöffnet. Passend dazu sind unsere drei Handys so gut wie leer. Mit den letzten wenigen Akku-Sekunden schaffen wir es dann doch noch ein Taxi zu ordern. So sitzen wir gut 15 Minuten später erleichtert und endlich wieder etwas aufgewärmt nach einer etwas anstrengenden aber ereignis- und abwechslungsreichen Tour im Taxi zum Ausgangspunkt. Der Spaß mit dem ungeplanten Umweg kostet uns noch mal gut 60 Euro, es soll uns aber nun egal sein. Hauptsache wir sind gesund und munter wieder am Auto angekommen 🙂
Fazit zur Wanderung Tannheimer Tal, Tirol : Füssener Jöchle – Große Schlicke – Füssener Hütte – Musauer Alm – Parkplatz Bärenfalle
Wie fast alle Touren im Allgäu war es ein tolles Erlebnis. Hier gibt es viel Abwechslung, einen feinen Gipfel mit tollem Panorama, fast ausschließlich Naturwege, Aufstiege, Abstiege, Almen, Hütten, Wasser, Berge und und und. Mehr kann man sich von einer solchen Tour kaum wünschen. Auch der ungeplante Weg zum Parkplatz Bärenfalle hat sich gelohnt, trotz des unerotischen Nieselwetters. Wenn mich wer fragen würde, dann käme ich jederzeit ein weiteres Mal mit auf diese Tour!
Zusammenfassung der Tour
Ausgangspunkt: Bergbahn Füssener Jöchle, Grän
Endpunkt: Parkplatz Bärenfalle, Musau
Strecke: Rund 13,4 km
Begangen im August 2016
Dauer: Knapp 5,5 Stunden zzgl Pausen
Schwierigkeit: Leicht bis mittel
Wege: Bergpfade, Forstwege, später
Klettersteig: Nein
Rundweg: Nein
Schwindelfreiheit: Notwendig
Trittsicherheit: Absolut notwendig
Ausschilderung: Bestens ausgeschildert, kann kaum besser sein
Die GPX-Datei ist bei GPSies verfügbar: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=unpshcminymtjace
Maximale Höhe: 2027 m
Minimale Höhe: 852 m
Gesamtanstieg: 555 m
Gesamtabstieg: -1510 m