Allgäu im Winter, Schneewanderung. Stand lange schon auf meiner Agenda. Den geneigten Südhessen erwartet Schnee. Das ist ja schon mal nicht so das Element welchem er oft begegnet. Und in diesem Fall ist es auch noch tiefer Schnee bis 65 cm. Also das was die Eingeborenen „…a Bisserl Schnee…“ nennen. Sie empfehlen uns eine Schneeschuhwanderung im Gunzesrieder Tal. Ofterschwanger Horn und Sigiswanger Horn. Entspannte Tour also in „a Bisserl Schnee“…
Inhaltsverzeichnis
Schneeschuhwanderung im Gunzesrieder Tal
Wir lösen für rund 10 Euro pro Person eine Bergfahrt an der Talstation der Weltcup-Express-Bahn in Ofterschwang auf rund 1.300 Meter. Die Bergstation empfängt uns bei strahlendem Sonnenschein. Schnell wird und klar, dass „a Bisserl Schnee“ bei Sonnenschein gar nicht so kalt ist wie wir befürchtet haben. Die dickeren Jacken landen schnell im Rucksack. Die Schneeschuhe schnallen wir uns aber gleich um, denn das weiße Glück ist überall ausgestreut und Krallen bewährte Trethilfen sind Trumpf.
Zu Beginn bewegen wir uns parallel zur Skipiste. Die Sonne lässt den Schnee herrlich leuchten. Die ersten Schritte in den Schneeschuhen sind ungewohnt, aber mit jedem Meter wird es einfacher. Und sie werden schnell zu einer unentbehrlichen Hilfe. Denn das Gipfelkreuz des Ofterschwanger Horns naht bereits nach gut 800 Metern und der Anstieg dort hin ist selbst mit den Hilfen am Fuß beschwerlich und anstrengend.
Oben angekommen genießen wird den Ausblick und das Erreichen des ersten Minimalziels und gönnen uns eine kurze Verschnaufpause. Nach wenigen Minuten nehmen wir unser zweites Etappenziel in Augenschein: Den gut 1,2 Kilometer entfernten Gipfel des Sigiswanger Horns auf 1.527 Metern Höhe. Bereits von hier aus können wir erahnen dass der Anstieg etwas anstrengender wird als der erste. Denn erst mal geht es wieder bergab zur Alpe Fahnengehren, um von dort aus ein gutes Stück steiler hoch zu besagtem Punkt zu gelangen.
Abstieg zur Alpe ohne Schneeschuhe
Zum Abstieg zur Alpe ziehen wir die Schneeschuhe aus. Hinab führt ein weitestgehend schneefreier Serpentinenpfad bis zur Alpe. Hinter dieser kommt der Anstieg. Eine weiße Schneewand tut sich vor uns auf und sieht einfach nur herrlich aus in der Sonne des schönen Tages. Beim Anschauen weiß ich woher der Begriff „schneeblind“ kommt. Es blendet einen schon arg und man ist froh wenn man die Sonnenbrille zum Schutz hat. Wir schnallen also die Schneeschuhe wieder an und starten mit dem Aufstieg entlang des Hangs.
Nach wenigen Metern wird mir eins klar: Weniger Körpergewicht ist bei Schneeschuhen und einer ordentlichen Schneedecke echt viel Wert! Während meine Begleitung sich halbwegs elegant den Berg hinauf hangelt, ist es bei mir eine wesentlich weniger erotische Angelegenheit. Meine gut 105 Kilo Lebendgewicht sind nun nicht wirklich viel bei meiner Größe, aber mehr als genug um bei gut jedem zweiten Schritt zwischen 15 und 30 Zentimeter in den Schnee einzusinken. So habe ich also nicht nur den Schritt nach oben, sondern muss auch immer ein Stück Schnee mit anheben, was das Ganze schon sehr anstrengend macht. Claudia hat entsprechend schnell einen großen Vorsprung auf mich und kann mit zuschauen, wie ich mich den Hang hoch kämpfe. Manchmal mache ich vier Schritte und bleibe trotzdem auf der Stelle, weil ich einfach nur jedes Mal wegrutsche. Mehr als eine Pause ist notwendig, um mich bis ganz oben durch zu kämpfen.
Gefühlt eine Ewigkeit später habe ich „oben“ erreicht und schau zufrieden zurück ins Tal. Es ist immer wieder toll anzuschauen, wie sich die umliegenden Gipfel majestätisch erheben. Und heute kommt noch als absolutes Schmankerl deren Schnee bedeckte Gipfel dazu, welche vom Strahlen der Sonne hell erleuchtet werden. Zum Niederknien! Man kann den Blick kaum abwenden, so schön ist es. Wie immer werden also alle Strapazen belohnt mit Bildern, welche man ewig im Herzen trägt.
Vom Ofterschwanger Horn zum Sigiswanger Horn
Der Weg führt uns nun durch ein Stück Wald. Um uns herum bilden die Bäume eine herrliche Gasse mit abwechslungsreichen, Schnee bedeckten Pfaden. Man kann nur erahnen wie es darunter ausschaut. Steine schauen stellenweise hervor, aber auch Wurzelwerk und Waldboden. Ich frage mich wie es wohl im Sommer hier ausschauen mag. Gleichzeitig genieße ich jeden Schritt auf der Schneedecke.
Wir erreichen eine Lichtung mit weiterem fantastischen Blick auf das Gipfelpanorama auf der anderen Seite des Tales und entscheiden uns für eine längere Rast. Die Sonne scheint immer noch recht kräftig vom Himmel und erlaubt uns somit ein Bad in ihren Strahlen. Von mir aus könnte die Zeit erst mal stillstehen, der Augenblick ist einfach nur toll. Leider entscheidet die Uhr weiter zu laufen. Und mit dem Fortschreiten der Zeit lässt auch die Kraft der Sonne nach. Langsam wird es kühler und wir machen uns auf zur letzten Etappe.
Wir verlassen den dichteren Waldbereich und kommen auf eine weite Flur. Hier stoßen wir auf einen Teil des Hörner-Panoramaweges, welchen wir in Richtung unseres Ausgangspunktes nehmen. Nach kurzer Zeit gelangen wir wieder in den Wald. Der Pfad wird hier immer schmaler und herausfordernder. Immer wieder geht es rechts neben uns steiler bergab in Gehölz. Wir kommen hier etwas langsamerer voran, es erfordert doch etwas mehr an Konzentration und Trittsicherheit. Der Verlauf durch diese etwas ruppigere Natur entschädigt aber für alles. Der Weg ist einfach nur herrlich. Ich schätze das war nicht mein letzter Besuch hier, zu groß ist die Neugierde auf eine Tour im Sommer.
Es geht viel bergab. Bald verlassen wir den Wald und kommen zurück auf die freie Schneefläche. Diese überqueren wir und kommen zurück auf den Weg in unmittelbarer Nähe zur Skipiste und vorbei am Fuße des Anstiegs zum Ofterschwanger Horns. Wir sind gut in der Zeit und genießen die letzten schönen Meter, bevor wir die Bergstation wieder erreichen. Glücklich und zufrieden begeben wir uns zum Skilift und nutzen die nächste Gondel zur Talstation. Und nach der Abgabe der geliehenen Schneeschuhe gönnen wir uns noch ein leckeres Getränk und genießen das Ausklingen des Nachmittags nach einer wunderschönen Tour.
Fazit zur Schneeschuhwanderung im Gunzesrieder Tal, Rundweg über Ofterschwanger Horn zum Sigiswanger Horn
Tja, Allgäu. Immer wieder wunderschön. Da kann ich kaum was negatives berichten. Kann nur sagen dass es bei so viel Schnee und mit den Schneeschuhen noch mal ein intensiveres Erlebnis war. Der Tag war wunderschön, bestes Wanderwetter. Meine charmante Begleitung hat mir die Tour natürlich noch angenehmer gemacht. Es war anstrengend, gerade am Hang und wegen der ungewohnten Fortbewegungshilfe an den Füßen. Aber es war jedes Fünkchen Energie und Zeit wert. Denn was uns erwartete an Natur, Sport, Ausblicken, Bergpanoramen etc, das war einfach nur wunderschön! Ich würde die Tour gerne noch mal im Sommer machen, einfach um einen Vergleich zu haben. Ich denke irgendwann hole ich das nach. Unterm Strich definitiv eine Empfehlung diese Tour! 🙂
Zusammenfassung der Tour
Ausgangs- und Endpunkt: Talstation der Weltcup-Express-Bahn in Ofterschwang
Strecke: Rund 5,2 km
Begangen im März 2017
Dauer: Knapp 2,5 Stunden zzgl Pausen
Schwierigkeit: Leicht bis mittel
Wege: Bergpfade, Forstwege
Rundweg: Ja
Schwindelfreiheit: Teilweise notwendig
Trittsicherheit: Oft notwendig
Ausschilderung: Keiner gefolgt, aber selbst erklärende Streckenführung
Die GPX-Datei ist bei GPSies verfügbar: http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ideboghweojhwyiv
Maximale Höhe: 1514 m
Minimale Höhe: 1280 m
Gesamtanstieg: 373 m
Gesamtabstieg: -385 m
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